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SMART-Werte: Festplatten- und SSD-Überwachung verstehen – eine praxisorientierte Anleitung

abc-der-IT 4. Mai 2020

Einführung: Warum SMART-Daten über Leben und Tod Ihrer Festplatte entscheiden

S.M.A.R.T. (Self-Monitoring, Analysis, and Reporting Technology) ist ein Frühwarnsystem für Speichermedien, das seit 1992 in HDDs und SSDs integriert ist. Es erkennt 74 % aller bevorstehenden Laufwerksausfälle laut Backblaze-Studien – wenn man die Daten richtig interpretiert. Dieser Artikel erklärt, wie Sie SMART-Werte analysieren, kritische Parameter erkennen und rechtzeitig reagieren.


Die vier Schlüsselwerte: Aktuell, Schlechtester, Grenzwert, Rohwert

Jeder SMART-Parameter liefert vier Werte, die gemeinsam ein Risikoprofil erstellen:

Wertetyp Beschreibung Beispiel (Lesefehlerrate)
Aktueller Wert Normalisierte Metrik (meist 1–100/253) 100 = Optimal, 1 = Kritisch
Schlechtester Historisches Minimum seit Inbetriebnahme 100 → 95 → aktuell 90
Grenzwert Herstellerdefinierte Schwelle für Fehler 10 = Alarm bei Unterschreitung
Rohwert Hardware-spezifische Zähler (Hex/Dezimal) 0x0003 = 3 fehlerhafte Sektoren

Praxisbeispiel:

  • HDD: Reallocated_Sector_Count
    • Aktuell: 95 → Grenzwert: 10 → Rohwert: 150 (umgelagerte Sektoren)
      Handlungsbedarf: Backup erstellen, Laufwerk ersetzen.

Kritische SMART-Parameter im Detail

Für HDDs (mechanische Festplatten)

  1. Reallocated Sectors Count
    • Was misst es? Anzahl der defekten Sektoren, die in Reservebereiche ausgelagert wurden.
    • Alarmstufe: Rohwert > 50 → Ausfallwahrscheinlichkeit +300 % (Backblaze 2023).
  2. Spin Retry Count
    • Was misst es? Fehlversuche beim Hochfahren des Plattenmotors.
    • Grenzwert: 97 → Unterschreitung deutet auf Motorversagen hin.
  3. Temperature Celsius
    • Optimal: 25–40 °C → >45 °C verkürzt Lebensdauer um 30 % (Seagate-Studie).

Für SSDs (Flash-Speicher)

  1. Wear Leveling Count
    • Was zeigt der Rohwert? Verbrauchte Schreibzyklen (z. B. 80 = 80 % aufgebraucht).
    • Samsung 870 EVO: 600 TBW (TeraBytes Written) → Rohwert 240 = 240 TB geschrieben.
  2. Available Spare
    • Aktueller Wert: Verbleibende Reservezellen (100 → 0 % Verschleiß).
    • Kritisch: <10 → SSD kurz vor Blockausfällen.
  3. Uncorrectable Error Count
    • Rohwert > 0: Datenkorruptionsrisiko – sofortige Datenmigration erforderlich.

So lesen Sie SMART-Daten aus – Tools für jedes OS

Windows

  1. CrystalDiskInfo (Open Source)
    • Farbcodierung (Blau = Gut, Gelb = Warnung, Rot = Kritisch).
    • Tipp: Aktivieren Sie „Auto-Akustik-Alarm“ für kritische Werte.
  2. Samsung Magician (für Samsung-SSDs)
    • Zeigt SSD-spezifische Werte wie „Total Host Writes“ in TB.

Linux

# Installieren Sie smartmontools  
sudo apt install smartmontools  

# SMART-Status prüfen  
sudo smartctl -a /dev/sda  

# Kurztest starten  
sudo smartctl -t short /dev/sda  

macOS

  • Disk Utility → „S.M.A.R.T. Status“ in der Seitenleiste.
  • Terminal: diskutil info disk0 | grep SMART

Praxisguide: Wann Sie handeln müssen – und wie

Warnsignale

Parameter Kritischer Wert Sofortmaßnahme
Reallocated Sectors Rohwert > 50 Backup + Ersatzplan erstellen
SSD Wear Leveling Aktuell < 20 Neue SSD kaufen
UDMA CRC Errors Rohwert > 0 SATA-Kabel tauschen

Fallstudie: Drohender Datenverlust abwenden

Szenario:

  • WD Red HDD zeigt Current_Pending_Sector_Count = 200 (Rohwert).
  • Schritt 1: Backup mit ddrescue auf externes Laufwerk.
  • Schritt 2: smartctl -t long /dev/sdb → Bestätigt Fehler.
  • Schritt 3: Ersetzen der HDD, RAID-Array rebuilden.

Grenzen und Irrtümer: Was SMART nicht kann

  1. Plötzliche Ausfälle: Blitzschlag oder Controller-Defekte kündigt SMART nicht an.
  2. USB-Laufwerke: Externe Geräte liefern oft unvollständige Daten.
  3. Herstellergeheimnisse: Einige Werte (z. B. Vendor Specific) sind undokumentiert.

Best Practices für Unternehmen

  1. Automatisiertes Monitoring
    • Tools wie PRTG oder Zabbix überwachen SMART-Werte netzwerkweit.
  2. Richtlinien für Austausch
    • HDDs: >5 Reallocated Sectors
    • SSDs: Wear Leveling > 90 %
  3. Datenrettungsplan
    • Regelmäßige Backups + Test-Restores
    • Cloud-Sync für kritische Daten

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Jan Kunkel

Seit 2021 als ausgebildeter Systemintegrator tätig und auch neben dem Beruf viel in der digitalen Welt unterwegs.