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Biometrische Authentifizierung: Fluch oder Segen für die Sicherheit?

abc-der-IT 17. Feb. 2021

Methoden im Überblick: Von Fingerabdruck bis Iris-Scan

Biometrische Authentifizierung nutzt einzigartige physische oder verhaltensbasierte Merkmale zur Identitätsprüfung. Die gängigsten Methoden umfassen:

  1. Fingerabdruck-Scan: Weit verbreitet in Smartphones und Zugangssystemen, aber anfällig für Fälschungen durch Silikonabdrücke oder „Masterprints“ .
  2. Gesichtserkennung: Hochsicherheitsmodelle wie Apples Face ID verwenden 3D-Infrarot-Tiefenkartierung, während billigere Systeme mit 2D-Kameras leicht durch Fotos oder Deepfakes getäuscht werden können .
  3. Iris-Scan: Bietet eine Falschakzeptanzrate (FAR) von 0,0001 %, ist jedoch kostspielig und erfordert spezielle Hardware .

Vorteile: Bequemlichkeit und Einmaligkeit

1. Bequemlichkeit ohne Passwörter

Biometrie eliminiert das Merken komplexer Passwörter – ein entscheidender Faktor für Nutzerakzeptanz. Beispiel: Entsperren eines iPhones per Gesichtserkennung in Millisekunden .

2. Einzigartige biologische Merkmale

Fingerabdrücke oder Iris-Muster sind schwer zu replizieren, was Identitätsdiebstahl erschwert. Handvenen-Scanner erreichen eine FAR von 0,00001 %, da Venenmuster selbst bei Zwillingen einzigartig sind .


Risiken: Wenn Biometrie zur Schwachstelle wird

1. Irreversible Datenleaks

Biometrische Daten lassen sich nicht zurücksetzen. Beim OPM-Hack 2015 wurden Fingerabdrücke von 5,6 Mio. US-Beamten gestohlen – ein lebenslanges Sicherheitsrisiko .

2. KI-gestützte Angriffe

Deepfakes und „Adversarial Attacks“ umgehen Sicherheitsbarrieren:

  • Präsentationsangriffe: Gefälschte 3D-Masken täuschen Gesichtserkennungssysteme .
  • Morphing-Angriffe: Kombinieren biometrische Merkmale von Opfer und Angreifer, um Zugriff auf beide Konten zu erhalten .

3. Systematische Verzerrungen

Gesichtserkennungssysteme erkennen People of Color oder nicht-binäre Personen weniger zuverlässig, da Trainingsdaten überwiegend weiß und männlich sind .


Technische Gegenmaßnahmen: Sicherheit durch Innovation

1. Liveness Detection

Moderne Systeme prüfen „Lebendigkeit“ via:

  • 3D-Tiefensensoren: Infrarotprojektoren bei Face ID erkennen Hauttextur und Wärmesignaturen .
  • Blinzelerkennung oder Pulsmessung: Verhindern den Einsatz statischer Fotos .

2. Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)

Die Kombination aus Biometrie und zusätzlichen Faktoren reduziert Risiken:

  • Hardware-Tokens: YubiKey oder FIDO2-Security-Keys ergänzen Fingerabdruck-Scans .
  • Zufallsgenerierte PINs: Temporäre Codes per App (z. B. Google Authenticator) .

Rechtliche Aspekte: Datenschutz im Fokus

1. DSGVO-Konformität

Biometrische Daten gelten als „besonders schützenswert“ (Art. 9 DSGVO). Unternehmen müssen:

  • Daten lokal speichern: Smartphones wie iPhones speichern Templates auf dem Gerät, nicht in der Cloud .
  • Einwilligung einholen: Nutzer müssen explizit zustimmen, z. B. bei der Erfassung von Venenmustern .

2. Ethik und Transparenz

Unternehmen wie ProtonMail verzichten bewusst auf Biometrie für Logins, um Missbrauch zu vermeiden .


Zukunft: Verhaltensbiometrie und KI

1. Dynamische Verhaltensmuster

KI analysiert individuelle Merkmale wie Tippgeschwindigkeit, Gangmuster oder Mausbewegungen. Diese „Behavioral Biometrics“ erkennen Abweichungen in Echtzeit – etwa bei Betrugsversuchen .

2. Multimodale Systeme

Kombination mehrerer Biometrie-Methoden (z. B. Gesichtserkennung + Stimmanalyse) erhöht die Sicherheit. Didit setzt bereits drei Gesichtserkennungsmodelle parallel ein .


Fazit: Balance zwischen Innovation und Vorsicht

Biometrische Authentifizierung ist ein zweischneidiges Schwert:

  • Segen: Höhere Sicherheit durch Einmaligkeit, Komfort für Nutzer und Effizienzsteigerung in Unternehmen .
  • Fluch: Irreversible Risiken bei Datenleaks, ethische Bedenken und KI-gestützte Angriffe .

Die Zukunft liegt in hybriden Systemen, die Biometrie mit MFA und adaptiver KI kombinieren. Unternehmen müssen dabei Datenschutzstandards priorisieren – denn einmal kompromittierte biometrische Daten sind unwiderruflich verloren .

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Jan Kunkel

Seit 2021 als ausgebildeter Systemintegrator tätig und auch neben dem Beruf viel in der digitalen Welt unterwegs.